Mit dem Herzen führen

Allgemein, Creative Leadership, Creativity, Mit dem Herzen führen, Publications

Das Buch “Mit dem Herzen führen: ein Plädoyer für eine Archimedische Wende in der Führung” von T. J. Herpich erschien im April 2014.

Hier ist eine Leseprobe aus dem 4. Kapitel des Buches: Der 4. Stern: der Stern der Hingabe und Liebe (S. 94-104):

Ist Idealismus für Realisten nötig?
Der Idealismus oder ein starker Glaube an ein bestimmtes Prinzip verfolgt höhere als eigene Interessen. Der Idealist mit Prinzipien widmet sich also der vollen Entwicklung der eigenen Möglichkeiten im Dienst der Menschen. Wir erinnern meist die Menschen, welchen ihren Prinzipien treu gefolgt sind. Wir erinnern uns nicht an diejenigen, die auf Kosten anderer Menschen gelebt und sich auf deren Rücken bereichert haben. Außer an den antiken reichen Krösus.

Herrhausen drückt es ganz eindeutig so aus:
„An dem Tag, an dem die Manager vergessen, daß eine Unternehmung nicht weiter bestehen kann, wenn die Gesellschaft ihre Nützlichkeit nicht mehr empfindet oder ihr Gebaren als unmoralisch betrachtet, wird die Unternehmung zu sterben beginnen.“

Wenn du diesen klugen Ausspruch auf unsere Tage anwendest, bedeutet dies das Todesurteil der (Raubtier-)kapitalistischen Gesellschaftsordnung in Wirtschaft und Politik. Es bedarf also dringend einer ethischen Gesinnung, um auf lange Sicht die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen der Gesellschaft zu gewinnen. Doch die fehlt bereits bei der Ausbildung in den Universitäten. Dort wird die Lehre meist einem neoliberalen bzw. rationalen Paradigma untergeordnet. Und damit die Seele der Ausbildung verspielt, das einstige sittlich-menschliche Bildungsideal eines Humboldts. Es fehlt an der Haltung eines Friedrich II., der sich als erster Diener in seinem Staat verstanden hatte.
Dazu brauchen wir ein sehr starkes unerschütterliches Band, das nur durch eine solche magnetische Verbindung zu sich selbst geschlossen werden kann. Denn diese innere Verbindung muss viele Erschütterungen ertragen und aushalten können. Diese aus dem Inneren eines solchen Menschen herausfließende Kraft und Energie zieht dich immer wieder zu deiner Idee und den damit verbundenen Aufgaben hin. Aus dem Kern heraus strömt diese – ich nenne sie – Liebesenergie, die alles überwältigt und die eigenen Begrenzungen hinweg schleift, so dass du über die Haltung der Liebe eine tiefe Verbindung zu den Menschen schaffen kannst.
Letztlich muss dieses Phänomen wie ein größeres Geheimnis anmuten, weil es eben größer ist als das Fassungsvermögen unseres kleinen Verstandes. Hier strömt der große Kosmos in den Mikrokosmos des Denkens und überflutet mit der Macht der schöpferischen Kraft die Staudämme der Ratio. Wir können nur staunend ein solches Leben und die unendliche Produktivkraft eines solchen Menschen bewundern, der mit einem hohen Talent gesegnet erscheint, hinter dem sich meist ein unendlicher Fleiß, große Disziplin und Entbehrung verstecken.

Motto
Die stärkste Energie, die uns zur Verfügung steht, ist: die Liebe. Liebe deine Talente! Denn sie versetzen Berge!

Wer aus dem Herzen handelt, öffnet sein Herz für andere. Der schöpferisch Schaffende hat keine Angst vor Fehlern, denn er tut das Bestmögliche, was er kann. Er ist sich seines Risikos bewusst. Er wagt das Neue, wie wir bei Herrhausen oder Gandhi gesehen haben. Es ist klar, dass – wer die Mächtigen herausfordert – erst einmal mundtot gemacht und bekämpft wird. Hier entscheiden Mut, Ausdauer und Solidarität von ihnen ernst genommen zu werden. Denn das Große wächst mit der Zeit. Und so setzen sich große Ideen über das Zweckdenken hinweg.
Das Große zu äußern hat auch seinen Preis. Ich muss Annehmlichkeiten und persönliche Befindlichkeiten hintanstellen, um etwas Neues, Größeres zu erschaffen. Gandhi verlor in seinem Leben acht wertvolle Jahre äußerlicher Freiheit, als er im Gefängnis saß. Aber ist es etwa möglich, dass diese äußere Entbehrung seine innere Stärke ermöglichte?! So konnte er sich von der Richtigkeit seiner Haltung überzeugen, weil er in sie hinein gewachsen war. Das ist ein sehr, sehr hoher Preis, den nur ein Gandhi bereit war zu zahlen. Ich gehe sogar soweit, dass sich ein höheres Prinzip bei Gandhi ausbreiten konnte. Die inneren Kämpfe sind die des kleinen Egoismus mit der Idee eines großen Weltgeistes, die miteinander um die Vorherrschaft ringen, damit sich schließlich das Großartige zeige…!

Gandhi sagte einmal:
„Du und ich: Wir sind eins. Ich kann dir nicht wehtun, ohne mich zu verletzen.“ Gandhi

Wenn ich eine bestimmte Haltung der Gewaltfreiheit einnehme, schließe ich viele Möglichkeiten um mich herum aus, und ich bewege mich auf einem schmalen Grat, daneben klafft der Abgrund. Wenn ich mich für Besitzlosigkeit entscheide, dann schließe ich jeglichen überflüssigen Konsum aus, der zusätzliche Mittel an Arbeit erfordert. Ich konzentriere mich auf das Nötigste, damit ich den Lebensstil führen und die geistige Arbeit dieses neuen Lebens verrichten kann.

„50 Prozent der Wirtschaft sind Psychologie. Wirtschaft ist eine Veranstaltung von Menschen, nicht von Computern.“

Die Aufgaben des Creative Leaders
Der Creative Leader lässt die anderen, wie sie sind, und gleichzeitig konfrontiert er sie mit dem Eigentlichen, mit dem Wesentlichen. Er wendet sich gegen die Ungerechtigkeit eines Systems, das die Mehrheit der Menschen zu Gunsten einiger weniger ausbeutet. Er ergreift auch das Wort für einen Angestellten, der nicht angemessen behandelt wurde. Das zeichnet eine furchtlose Führungskraft aus, dass er den Mut aufbringt und sich für die gerechte Sache einsetzt.
Das ist nicht immer einfach, weil die Bequemlichkeit dabei kein guter Ratgeber ist. So gibt es für alle anderen ein gutes Beispiel, auf dass sie ihm nachfolgen. So fällt es ihnen leichter, sich selbst für die Goldenen Regel einzusetzen. Die starke Führungskraft setzt ein deutliches Zeichen: Ich dulde hier keine Ungerechtigkeit und Falschheit! Nur der Schwache würde sich fürchten, die Kontrolle über seine Macht zu verlieren. Die Tage solcher Führer sind gezählt, weil sie keine freiwillige Unterstützung auf Dauer erhalten werden.
Ein Creative Leader, der sich auf die Prinzipien der Kreativität beruft, gibt ein gutes Beispiel dafür ab, dass es möglich ist, für sich einzustehen. Er ermächtigt auch den kleinen unbedeutenden Mann oder die Frau stark zu sein. Denn die Stärke des kleinen Mannes ist auch die Stärke einer Organisation. Denn mit dem gleichen Widerstand gegen eine Entscheidung werden die Angestellten ebenso für eine Sache sprechen und ganz hinter ihr stehen. Wer aber diese natürliche Überzeugung stört, wird die Angestellten zu Duckmäusern erziehen, die sich vor ihrem Chef verstellen und A sagen, aber B denken. Der Angestellte wird nur mit halber Kraft voraus fahren, aber so tun, als würde er volle Kraft voraus fahren. Die Dankbarkeit macht klar, dass seine Leistung gesehen und gewürdigt wird. Dankbarkeit ist unbezahlbar, wie echte Freundschaft oder Liebe. Es spornt an weiterzumachen.

Auszug: Die Sieben Sterne kurz und kompakt

Publications

Ich möchte Sie also zu einer Reise einladen, die ja schon angekündigt wurde unter dem Titel: Das Modell der Sieben Sterne zur Kreativität
Mir ging es dabei wie Christopher Kolumbus, der den Seeweg nach Indien entdecken wollte und dabei auf Amerika stieß. Etwas, das er sich nicht vorstellen konnte und was auf seiner geistigen Landkarte nicht verzeichnet war.

Sie werden sich fragen, wie ich darauf komme, das Modell Sieben Sterne zu benennen und nicht Seven Spiral oder Sieben Wege oder Schlüssel. Ganz einfach! Da die Landkarte der Welt kaum unberührte und unverzeichnete Flecken aufweist, musste es ein Gebiet sein, das noch unbereist war. Somit können Sie Ihre eigene Landkarte davon anfertigen.

Auf den sieben Sternen habe ich Prinzipien und Aspekte vorgegeben, die auf den einzelnen Sternen Schwerpunkte darstellen.

(…) Auf jedem der sieben Sterne wirken gewisse Hauptprinzipien.
Ein Prinzip ist überall und immer gegenwärtig. Ebenso ist es mit einem Prinzip, das auf einem Stern wirkt. Auf dem Polarstern herrscht das schöpferische Prinzip der Vorstellungskraft, das Ideen, Vorstellungen und auch Visionen fördert. Erst durch dieses Prinzip können sich Ideen, Wünsche, Vorstellungen und Visionen auf diesem Stern in ganz besonderer Weise herausbilden und sich die vorher noch diffusen Vorstellungen klären und entfalten. Es begünstigt die Entwicklung bestimmter Fähigkeiten, Fertigkeiten und Potenziale in ganz prominenter Weise
Wer dort lebt und sich aufhält, ist ständig diesem schöpferischen Prinzip ausgesetzt, das Impulse aussendet und so die notwendigen Bilder aus Menschen hervorholt, die sie zu deren Entwicklung benötigen und aufgefordert sind zu ent-(!) falten – also in sich zu entdecken und aufzublättern.
In diesem Modell geht es darum, die eigenen potenziellen Möglichkeiten zu erkennen, sie auszubauen und in der Praxis für sich und im Dienste anderer Menschen anzuwenden.

Potenziale sind entwickelbare Fähigkeiten und Eigenschaften. Obgleich die moderne Psychologie davon ausgeht (Seligman), dass Fähigkeiten angeboren sind und nur Stärken entwicklungsfähig sind, zeigt die Praxis, dass bei großem Interesse, Willen und auch bei viel Ausdauer bestimmte Fähigkeiten bis zu einem hohen Grad erreicht werden können. Letztlich ist der Grad der inneren Beteiligung maßgeblich, inwieweit Sie eine Fähigkeit noch ausbauen können. Früher hatte ich wenig Interesse an Sport, das erst in den letzten Jahren deutlich zugenommen hatte. Ich entwickelte ein natürliches Interesse dafür und kann mir heute ein Leben ohne regelmäßige sportliche Aktivitäten nicht mehr vorstellen. Dennoch werde ich nun kein Zehnkämpfer werden!

Wir können also zusammenfassend sagen, dass jedes Prinzip das Wachstum und die Entwicklung bestimmter Einsichten und Potenziale begünstigt.
Diesen Potenzialen wollen wir also Gelegenheit geben, dass Sie diese weiterentwickeln, vertiefen und sie mit anderen entfalten und teilen können.

Das Allerwichtigste und Kostbarste ist Ihre Offenheit und dass Sie bereit sind, sich von anderen und mir hier bereichern zu lassen. Wenn Sie Ihre volle Aufmerksamkeit und Ihr Interesse geben, werden Sie viel mehr lernen und erfahren können. Menschen glauben, wenn sie etwas von sich geben, hätten sie am Ende weniger. Das ist ein großer Irrtum. Wer gerne gibt, bekommt das Vielfache zurück. Also Ohren, Kopf und Herzen auf! Probieren Sie es einfach mal aus.

Übung
Geben Sie einfach entgegen Ihrer normalen Gewohnheit Kellnern mehr Trinkgeld, spenden Sie einer Organisation oder einer Person, der Sie sonst nichts geben würden und beobachten Sie Ihre Reaktionen. Beschreiben Sie diese. Veränderungen gehen in kleinen Schritten vor sich.

Die Sieben Sterne sind in diesem Buch kurz und knapp aufbereitet. In jedem Kapitel beschreibe ich in anschaulichen Beispielen und kleinen Übungen den praktischen Teil meiner Theorie. Geschichten lockern das Ganze auf und gestalten das Lesen zu einem interaktiven Vorgang, damit Sie von Gedanken und Fragen inspiriert werden, die Ihr Denken anregen. So kommen Sie leichter in einen Dialog mit sich und anderen, entdecken Ihren inneren Reichtum und teilen diesen mit anderen.

Wenn jemand auf Sterne reisen soll, dann wird es einige geben, die sagen werden. Hm das klingt ja ganz interessant, was ist das, erzähl mir mehr davon. Und es wird auch welche geben, die erst mal nichts damit anfangen können. Vielleicht lassen Sie sich von den anderen, die dort hinreisen, anregen, oder sie sind ganz realistisch und halten sich für weniger kreativ. Deswegen sehen sie noch keinen Sinn in der Erkundung irgendwelcher irrealer Sterne. Ihr innerer Kritiker bzw. die Kritik, die Sie daran äußern, erlaubt Ihnen noch nicht Ihren Verstand dafür zu öffnen.

Erste Lektion: Den Verstand für Neues Öffnen
Wir haben gehört, das ist der erste und wichtigste Schritt, um Neues zu lernen: Wenn Sie damit nichts anfangen können, ist das nachvollziehbar, weil Sie nicht gleich den Sinn dahinter verstehen werden. Nichtsdestotrotz heißt das Motto hier ‚den Verstand öffnen‘. Nehmen Sie Ihre Beurteilungen und Vorurteile in Ihnen wahr und stellen Sie diese ein wenig hintan. Denn den Beweis, dass etwas Neues nichts nützt, können Sie erst dann antreten, wenn Sie es ausprobiert haben.
Der Unterschied zwischen Amerikanern und Deutschen ist die Tatsache, dass die Amerikaner offen sind, etwas Neues auszuprobieren und erst danach ein Urteil darüber abgeben. Die Deutschen diskutieren und kritisieren ewig lange, bis sie vielleicht etwas Neues ausprobieren. Am Anfang ist die Kritik kontraproduktiv, empfinde ich, weil nichts was am Anfang perfekt und ohne Fehler. Besser wir lernen jetzt uns von diesem Hindernis im Denken und Handeln zu verabschieden. Zu einem späteren Zeitpunkt ist sachliche Kritik äußerst wertvoll, nicht aber am Anfang.

Das erfordert ein gewisses Vorstellungsvermögen, ein kreatives Vorstellungsvermögen, von Ihnen.

IMAGINATION ist also das Prinzip des ersten Sterns.
Ich bitte Sie nun, kurz Ihre Augen zu schließen, tief einzuatmen und auszuatmen, tun Sie dies einige Male. Und nun stellen Sie sich vor, Sie sind noch auf der Erde. Wen würden Sie auf diese Reise gerne mitnehmen. Stellen Sie sich eine Person vor, die Sie gerne mögen und zu der Sie volles Vertrauen haben. Das kann eine Person sein, die noch lebt, also eine gute Freundin oder einen Freund, oder eine Person, die Sie aus der Geschichte her kennen. Fragen Sie sich vor Ihrem inneren Auge: Wen würde ich gern mitnehmen auf diese Reise? Wer wäre offen dafür und mich gerne dabei begleiten? Vielleicht fällt Ihnen ganz plötzlich jemand ein. Sie können die Person immer noch später tauschen. Fragen Sie sich dann, wenn Sie Ihre/n Begleiter/in gefunden haben: Was für eine Stärke, Eigenschaft hat diese Person? Warum würden Sie sie mitnehmen?

Ich lade Sie nun auf Ihre persönliche Reise ein. Bevor sie losgeht, möchten Sie noch einen Gegenstand mitnehmen. Sie kennen doch aus Märchen und Heldensagen, dass der ausziehende ‚Held‘ auf seinen Abenteuern und in verschiedenen herausfordernden Situationen auf Helfer/innen trifft, aber auch manches Mal bestimmte Gegenstände erhält, die ihm/ihr helfen die Feinde zu überwinden. Diese besonderen Gegenstände, wie ein Schlüssel oder ein Spruch, ein Schwert, eine Maske, die einen unsichtbar macht, ein Heiliger, Gott, ein Amulett etc. erteilen einen besonderen Schutz.

Wenn Sie sich nun etwas vorstellen, welchen Gegenstand, Spruch, Krafttier oder Bild würden Sie gern mitnehmen?

Dann können Sie sich fertig machen für Ihre Reise!

© Thomas Julian Herpich, 2011 Auszug aus: Die Sieben Sterne kurz und kompakt – Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks und der photomechanischen und digitalen Wiedergabe vorbehalten

Extracts from: Seven Stars Towards Creativity

Publications, Seven Stars Towards Creativity

The Genesis of the Seven Stars Model

Before I could actually start developing my model and putting it into words in 2007, long years of preparation were necessary.

Ten years ago, when I began to meditate in order to achieve more stability and balance in my life, I promised myself: to discover mycapabilitiesand put theminservice of humanity. For me,the meditationwas not supposed tobean escapefrom the world, but a unification ofmy innerandouterworld, of the good and bad, just the combination of my inner self contrasts. Way back in Austria I got the opportunity to give different workshops for one and a half years for the executive board and the active members of a large Non-Profit organization. We achieved individual and organizational goals. Everythingran under the headline “recognize our creativity and make communication more authentic in our organization.”

A year before I startedto work with the “The Artist’s Way”, I tried all the creative  tasks of self-discovery myself and got my training for that in California. For these organizations I conducted trainings in various countrie sof Europe while I was still working as a language teacher. At the same time I have already received assignments in the field of creativity. Parallel to that, I was educating myself in „Violent Communication“ which put more emphasis on my work. In 2005, I quit my job as a language teacher and worked exclusively in the following areas: communication, creativity, personal development and leadership for all kind of persons like from job seekers up to executives. Nevertheless, my self-developed system was missing. I could not realize it until I moved to Berlin. There, I was free and my mind was open for all the different ideas. During this time I developed the “backbone” of my creativity. Furthermore, I got a lot of new inspiration and my vision. Because of the work with job seekers I was challenged to assist these people in a difficult existential situation. They were encouraged to discover their potentials and to use them in the practical life.

How can we develop and use our inner self potentials?

It always depends on the side we choose: someone for whom the material world is more important, is going to use the potentials with which he will be great in business. Someone who is putting more emphasis on developing deeper and spiritual worlds, will focus on his inner self. There are the following rules for both worlds: the discovery of new awareness and action worlds opens us the doors to new opportunities. Copyright Thomas Julian Herpich 2010 (translated by Ariane Hillig)

Sinnbild aus der Welt der Natur

Publications

„Wenn die Biene von der Erde verschwindet, dann hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben; keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, keine Menschen mehr…“ Albert Einstein.

Essay von Thomas Julian Herpich, Botschafter der Kreativität, anlässlich der Creativesummerschool auf Schloss Wartin im Juli 2011

Die Bienen bestäuben die Blüten der Welt und erzeugen kostbarsten Nektar, den Honig. Welcher Nektar hat die Substanz, uns in der Welt von heute und morgen anzuregen?

Wir dürfen hoffen, dass die Prognosen Einsteins nicht eintreten werden, dass der Mensch sterben muss, nur weil er das materielle Streben über sein geistiges setzte! Dem Homo oeconomicus verdanken wir viele Errungenschaften, Erfindungen und Bequemlichkeiten des modernen Lebens. Gleichzeitig leidet unsere Kultur auch unter den extremen Erscheinungen  materialistischer Konsumption. Gewiss geht jedem neuen Schöpfungsakt eine Art von Zerstörung und Auflösung voraus, die nur gerechtfertigt ist, wenn die Folge eine qualitative Weiterentwicklung ist, also kein Fortschritt, sondern ein Quantensprung. Es muss einen enormen Vorteil auf lange Sicht geben gegenüber der alten Handhabe von gestern.

Wie kam es zum merkantil-ökonomischen Denken und Handeln? Wie kam es zu dessen Ausbreitung?

Das rational-merkantile Denken nimmt im 17. Jahrhundert seinen Anfang, als der Staat Einfluss auf die Wirtschaftspolitik zu nehmen sucht, um seine Staatseinnahmen zu erhöhen. Dem zugrunde liegt also die Logik der Rationalität, d.h. die Logik des Zählens, Vergleichens und der Überzeugung durch logisch fassbare Argumente, die nach und nach alles Disziplinen in den nächsten Jahren erobern wird: Philosophie, Künste, Naturwissenschaften. Demgegenüber stehen Intellekt, Vernunft und die einheitliche Zusammenschau, die immer mehr durch dieses Denken einen Rückzug antreten. Erst Nietzsche hat Ende des 19. Jahrhundert die naiv positive Einschätzung rationaler Logik kritisiert (auch Heidegger, Adorno, Horkheimer). Es mussten schlimmste Katastrophen eintreten, um deren negative Auswirkungen zu erkennen: zwei Weltkriege, viele Diktaturen und weitere Kriege, auf die eine Widerspiegelung dieses Immer Besser, Mehr und Schneller sind. Dabei blendet rationales Denken die Bindung an die verletzbare Leiblichkeit aus, führt zu einer Total-Verapparatung des Daseins, verdeckt Individuelles unter allgemeine Regeln und verfolgt im Sinne einer rein technischen Optimierungslogik beliebige Zwecke wie z.B. die Tatsache, dass wir immer offener Wirtschaftskriege in diesem Jahrhundert führen, um uns auf Kosten anderer das eigene Überleben zu sichern.

Wo sind die Ideale der Französischen Revolution „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ für die ganze Welt? Wo sind die geistigen Errungenschaften der Aufklärung geblieben?

Haben wir diese Ideale und Prinzipien etwa nicht im Namen des Fortschritts getreten?!! …weil uns die eigene Gier, der Stolz auf unsere Macht blind gemacht haben für die Bedürfnisse aller Menschen: Seid umschlungen Millionen, diesen Kuss der ganzen Welt“ heißt es in der Ode an die Freude, die die Nationalhymne der Europäischen Union ist! Mutet dies nicht als scheinheilig und verlogen an, wenn wir in das Gesicht der Welt blicken und unsere Augen für das Leid der Millionen verschließen und den leidenden Planeten?!!!

Woher kommt diese Kurzsichtigkeit? Der Egoismus des Menschen will sein Terrain verteidigen, vermehren und vergrößern auf Kosten anderer. Gepaart mit dem rational-ökomischen Denken will er die Welt unterjochen, ohne sich jemals die Frage zu stellen:

Wofür brauche ich die Millionen? Was ist der Sinn für mein Tun? Fördert mein Handeln das Bewusstsein und Können der zukünftigen Generationen?

Dieses Denken nimmt seinen Ursprung im Aufbau unseres Erziehungs- und Bildungssystems im 18. Jahrhundert. Damals versuchte man Menschen heranzubilden, die wie Maschinen in Fabriken funktionierten, um die Massen an neu produzierten Waren schnell verarbeiten zu können. Dazu musste man neue Generationen darauf vorbereiten und in Schulen sieben Jahre lang heran dressieren, dass sie bei künstlichem Licht bis spätabends todmüde achtzig Stunden arbeiteten und mit 50 starben. Dieses System hielt sich gut 200 Jahre. Doch seit die Revolution des Wissens, zuallererst in der Physik durch die Entdeckung der Quantentheorie (1912) Einzug hielt und zeitgleich auch Maria Montessori ihr neues Erziehungssystem vorstellte (1909), rückte das erste eine neue menschliche Dimension des Denkens in den Mittelpunkt, während letzteres die menschlich-psychologische Entwicklung des Kindes in den Mittelpunkt der Erziehung rückte. Mittlerweile sind knapp hundert Jahre vergangen, und bis jetzt erreichten diese großartigen Entdeckungen nur wenige Köpfe der Welt und hoben die  Welt noch nicht aus den Angeln.

Was hält uns immer noch ab, dass wir uns selbst einander zuwenden? Was hält uns ab, bewusst unsere Potenziale zu entdecken und diese gezielt und mit Freude einzusetzen?

Es ist die Angst des Menschen vor Neuem und dem Unwägbaren und Irrationalen. Es ist die Sicherheit, welches das alte Paradigma den Menschen verliehen hatte, dass das Funktionieren eben funktioniert. Allmählich verliert es seine lähmende Kraft der Verzauberung über uns.Bis jetzt erreichten diese großartigen Entdeckungen nur wenige Orte der Welt aus den Angel. 1 Das neue Paradigma lautet: Entfalte dich in all deinen Möglichkeiten, wo der Mensch mit seinen Möglichkeiten und seinem Respekt vor der Schöpfung im Mittelpunkt des Weltgeschehens stehen wird. 

Wenn wir in Zukunft die Blüten sein mögen, die durch Bienen bestäubt, also von geistigen Ideen angeregt werden, wer bestäubt uns in dieser Welt des rationalen Denkens? Welche Menschen, Orte und Situationen könnten das sein?

Gewiss nicht nur mehr die Werkzeuge der Kritik, des Zynismus, der Perfektionismus, des Wettbewerbs, des Vergleichens, des Besserseins und der Angst!

Was genau braucht eine Kultur des Kreativen Denkens? Wie sieht im übertragenen Sinne diese Art der menschlich-geistigen Bestäubung aus?

Die Lernkurve des Menschen ist bis zum 2. Lebensjahr am höchsten, dann nimmt sie rapide ab, weil unnützer Stoff in unverständlicher Weise vermittelt wird. Die Schule der Zukunft wird die Studenten zu vollem kreativen Ausdruck anregen. Das Wissen lebt dann, wenn ich selbst brenne vor einer Frage, die mich umtreibt und auf die ich Antworten suche. Vielleicht erst allein und dann mit anderen zusammen. Es beginnt mit einer Lernumgebung, die Menschen zusammen so gestalten, dass sie sich wohlfühlen und gerne dort lernen wollen. Dazu gehören Farben, die positive Gefühle auslösen und mit diesen positiven Gefühlen verbunden fällt es den Lernern leichter mit- und voneinander zu lernen. Wir brauchen einen geistigen Raum, der mit unseren Fähigkeiten und Talenten eine Verbindung sucht, so dass wir uns nach innen aufschließen, um die kreative Quelle in uns zum Sprudeln zu bringen. Wir dürfen wieder lernen den Springbrunnen in uns zu öffnen. Die eigene innere Motivation erwächst aus dem Interesse, aus dem <inter-esse>, dem was, <dazwischen ist>, das bin ich und der Gegenstand des Interesses. Und das Dazwischenliegende, Verbindende, Interessante, von dem ich mich angezogen fühle, baut von selbst diese Verbindung auf. Sie ist plötzlich eingerichtet. Aus diesem inneren Kraftpunkt, aus dem die interessierte Energie strömt, wende ich mich meinem Thema zu: einem Hobby, einem Lieblingsfach, einem Fachgebiet, einer Profession, einer Berufung. Dazu kommt, dass das Spielerische den Menschen aus den Zwängen des bestehendes Lebens befreit und er in die Sphäre des Zwanglosen gehoben wird. Verdrängte Wünsche und Bedürfnisse werden durch das Spiel offengelegt und im Spiel verwirklicht. Im Spiel wird der Mensch ganz zum Menschen (F. Schiller) und befreit den menschlichen Geist, jede Handlung erhält gerade trotz bzw. durch das Spiel etwas Bedeutsames, das der Mensch erinnern und aus ihm lebenslang lernen wird.

Berufung kommt vom inneren Ruf, dass ich meine Talente rufen höre. Dafür brauchen wir inspirierende Mentoren, die selbst ihr inneres Interesse gefunden haben, die es lebendig erleben und daran tätig sind, dieses Feuer des Wissens lebendig zu halten, damit sie uns mit dieser Flamme entzünden können. Nicht umsonst spricht man von der Inspiration, dem <Einhauchen des Geistes, Beseelung>, was die Ganzheit des Menschen anbelangt. Er darf also auf allen Ebenen angesprochen werden: körperlich, geistig, emotional und seelisch. Dieses Inspirieren kommt dem Bestäuben der Blüten durch Bienen gleich. Aus diesen Blüten tragen die Bienen die süßen Pflanzensäfte mit körpereigenen Stoffen nach Hause und stellen Honig her, von dem sie sich selbst ernähren. Das Wunderbare an Bienen ist ihre Fähigkeit, ihre unmittelbare Lebensumgebung zu gestalten.2

Sind wir auch fähig, unsere Lebensumgebung anhand unserer Potenziale und Möglichkeiten zu gestalten? Legen wir auch Vorräte an und wie sehen diese aus?

Wenn wir in diese „kreative Schule der Zukunft“ hineinblicken, regen uns dort kreativ lebende Mentoren an und fördern und fordern uns durch praktische Projekte, die sie begleiten. Wir lernen frei zu arbeiten und auch bestimmte Aufgaben zu erfüllen. Die Vorräte sind unsere Potenziale, die wir für uns und auch zum Nutzen anderer einsetzen. Dort haben wir gelernt, die potenzielle Intelligenz und das Wissen der Schule bzw. unserer Gruppe miteinander auszutauschen. Denn wir sind fähig, einen kreativen Dialograum zu gestalten und erlebbar zu machen. Die Ideen, die dort entstehen, sind eine vielfache Potenz (1+1 = 3) von dem Wissen, das uns nur alleine zur Verfügung stünde. Diese aus den Angeln hebende Erfahrung, dass wir durch den Dialog uns selbst in unseren maximalen Möglichkeiten erfahren können, Gedanken vertiefen und dazu noch eine besondere Verbindung untereinander schaffen, entspricht voll und ganz dem Paradigmenwechel der Zukunft: ein Feld des Vertrauens und der Wertschätzung für alle zu schaffen, in dem erst das Maximum der individuellen und aller Potenziale zum Vorschein kommen kann. Diese Erfahrung ist umwerfend, und dies Glück und Leuchten zu sehen ansteckend.

Wie sieht das im Sozialen, Kulturellen, Wirtschaftlichen und Politischen aus?

Wenn es uns gelingt, diese neue Erfahrung des gemeinsamen Wissens, Bewusstseins und Könnens in all die Felder unseres gesellschaftlichen Lebens zu übertragen und unseren Blick jenseits der verschiedenen Schubladen der geistigen Schubladen zu richten, beginnt der Wandel sichtbar zu werden. Wir brauchen diese Kommunikation untereinander, sonst erstickt uns die Isolation. Die modernen Technologien zeigen uns die Bandbreite dieser Möglichkeiten (von weltweiter Aufklärung/ Arabischem Frühling bis hin zu globaler Vernetzung/ Facebook). Diesen Austausch zwischen uns bewusst zu gestalten, wird die Aufgabe einer neuen heranwachsenden Zivilgesellschaft sein, wo jeder sein Maß an Verantwortung übernimmt. Die Fragen lauten: Wie gestalten wir unsere Demokratien? Wie wollen wir in unserer Gesellschaft leben und unsere Kultur mitformen? Und wie wird die Wirtschaft der Zukunft aussehen? Beginnen dürfen wir mit dem kategorischen Imperativ von Kant:

„Stell dir vor, jeder würde (bzw. dürfte) das tun!“ oder: „[Handle so], daß der Wille durch seine Maxime sich selbst zugleich als allgemein gesetzgebend betrachten könne. “– vgl. GMS, BA 76 (Akademie-Ausgabe Kant Werke IV, S. 434, 12–14).

Dies ist eine Einladung an unser Selbst: Erst wenn ich selbst mit mir beginne, ist es möglich, über mich hinauszuwachsen. Dazu bedarf es schöpferischer Kräfte und kreativen Handelns. Lasst es uns tun wie die Bienen, sie befruchten sich an der Natur, zehren davon und denken an morgen. Und irgendeiner hat ihnen diese Weisheit eingehaucht. Auch wir sind ein Ebenbild Gottes und Teil des Größeren Ganzen. Wir können nun zu Co-Creatoren eines höheren Plans werden. Das ist die einzige Möglichkeit, über unser kleines Menschenbild hinauszuwachsen.


1       Doch unser Werte-, Wirtschafts- und politisches System, kurzum unsere gesamte Kultur sollte seit 1900 dieser zivilen Zweck- und Vernichtungslogik anheimfallen („was nicht taugt, machen wir weg“). Dies zeigt sich an Phänomenen, dass die Vielseitigkeit der Einfalt untergeordnet, die Quantität der Qualität vorgezogen, das Spezielle der Masse hintangestellt wird, das Irrationale (Kreative) ein Sklave des Rationalen (Wirtschaft)ist, der Zweck alle Mittel heiligt, die Besonderheit dem Allgemeinen unterjocht und der Profit Die Vielseitigkeit wird der Einfalt untergeordnet, die Qualität der Quantität, das Spezielle der Masse, das Kreative dem Logischen, die Mittel dem Zweck, die Besonderheit dem Allgemeinen, das Dienen dem Profit.

2     Die Bienen können trockene und kalte Zeiten überleben, ohne zu sterben. Andere Insekten können nicht überleben.

Interview with Thomas Herpich

Publications

Interview mit Thomas Herpich (TH), Botschafter für Kreativität geführt von Herrn Alexander Klebe (AK)

AK: Herr Herpich, Sie haben eine hohe Vision, Sie wollen Kreativität verbreiten!

TH: Mein Zukunftsbild ist sehr groß. Ich möchte es mal in ein Bild gießen. Es gibt da so ein Spiel, in dem man eine kleine Kugel durch einen beweglichen Hebel in den Basketballkorb treffen muss. D.h., wenn die Visionen zu hoch sind, dann sind sie wie in den Wolken, dann sind sie nicht greifbar. Dann verstehen die anderen Menschen sie nicht. Die Kunst einer Vision ist es, die Vision so greifbar zu machen, dass man sie mit einem Schuss, vielleicht mit einem zweiten in diesen Basketballkorb hinein bringt.

AK: Und welchen Hebel benutzen Sie dafür?

TH: Die Liebe.

AK: Die Liebe ist also Ihr Hebel…? Lieben Sie selbst? Wen lieben Sie?

TH: Die Liebe hat keine Angst, sie handelt aus Un-Eigennutz. Für mich ist das nicht immer leicht. Die Liebe ist die stärkste Kraft in der ganzen Schöpfung und sie nimmt verschiedene Formen an. Wenn ich Liebe gebe, ausstrahle, verteile, wird sie nicht weniger, sondern ihr Prinzip besteht darin, andere Menschen zu verwandeln. Sie verliert nichts, sondern gewinnt. Sie gibt und bekommt das Vielfache zurück. Die Dankbarkeit der Menschen danach, dass die Liebe das Beste aus ihnen hervorgebracht hat, macht sie zu etwas Großartigem. Sie kreiert Wunder und macht davon kein Aufhebens. Sie bringt das Bestmögliche heraus, wenn Menschen in ihrem Ego etwas Platz machen für die Liebe. Ich nenne das, dass sie ihr eigenes Selbst entwickeln. Und erkennen, dass es wichtig ist, die Bühne nicht nur für sich selbst einzunehmen, sondern dass auf der Bühne jeder seinen richtigen Platz einnehmen kann. Mit der „Rolle“, die allen am besten auf den Leib geschrieben sind. Ich bemühe mich die Menschen, die um mich herum sind, zu lieben. Ich weiß, das ist eine hohe Herausforderung, denn zu manchen Menschen habe ich gleich eine Verbindung. Dann ist es einfacher, Liebe zu entwickeln. Zu manchen empfinde ich weniger Liebe, weil ich eher die Kanten und Ecken einer Person sehe als das Liebenswürdige, als das, was jeder Mensch hat. Denn jeder Mensch hat etwas Liebenswertes. Die Wahrheit ist die, wenn ich bei jemand Anderem die Ecken und Kanten sehe, dann ist es immer eine Widerspiegelung meiner eigenen Ecken und Kanten, die ich eher an ihm zu sehen vermag als an mir selbst. Deswegen kann ich mehr von einer Person lernen, bei der ich die Ecken und Kanten zuerst sehe. Ich kann dann lernen, dass diese Kanten und Ecken diese Person nicht größer oder kleiner werden lassen, sondern sie Teil der Person sind. Sie hat sich noch nicht erlaubt, so zu sein, wie sie wirklich sein könnte, weil sie an alten Mustern oder Vorstellungen festhält, die die Gesellschaft einst über sie drüber gestülpt hat.

AK: Wie könnten Sie sein, wenn Sie sein könnten, wie Sie sein wollten?

TH: Dann würde ich wahrscheinlich in meiner Botschaft sitzen und würde schon auf meiner nächsten Auslandsreise sein, wo ich diese Botschaft verbreite, das jeder Mensch diese schöpferische Kraft in sich trägt und dafür Sorge tragen und Verantwortung übernehmen muss, dass er das hat und dass er eine Atmosphäre verbreitet, wo er andere Menschen dazu einlädt, das eigene Licht, wie es einst Mandela einmal gesagt hat, die eigene Größe zu leben.

AK: Und wo sitzen Sie gerade? (…)

TH: Die Botschaft hat noch keinen Sitz außer bei mir zu Hause.

AK: Warum ist die Botschaft an einen besonderen Ort gebunden?

TH: Die Botschaft ist in der Tat an keinen bestimmten Ort gebunden, weil ich dich die Botschaft überall dorthin bringe, wo ich gerade bin. D.h. die Botschaft ist kein Gesandtschaftsgebäude, sondern eine Nachricht, eine besondere Notiz. Ein Wort, das sich aus dem Dialog, das sich in der Kommunikation mit dem anderen Menschen ergibt.

AK: Und warum denken Sie, dass sie im Moment nicht in der Botschaft sitzen?

TH: Weil ich zuerst an diesen physischen Ort dachte, an den so viele denken. Gerade machen ja diese physischen Orte nach einigen Jahren, wenn Organisationen größer werden, diese Orte zu trägen wie militärischen Einheiten, wo das Leben und der Geist fehlt. Also man könnte sagen, die Sesshaftigkeit macht träge und faul. Deswegen bringt der Botschafter für Kreativität nur dann die Botschaft rüber, wenn er mit anderen Menschen zusammen ist. Er darf sie nicht an die Sesshaftigkeit oder einen physischen Ort oder Besitz binden.

AK: Besitz, wie sieht das eigentlich aus mit der Kreativität. Wie viel Kreativität besitzen Sie denn?

TH: Ich habe neulich in einem Artikel geschrieben. Es gibt die Sein- und die Habens-Menschen. Ich bin die Kreativität. Das ist was Anderes, wenn ich sage, als ich besitze die Kreativität. Wenn ich sage, ich besitze die Kreativität, ist es so etwas, wie ich habe mir das angeeignet und erarbeitet. Das ist zum einen richtig, weil ich natürlich bestimmte Fähigkeiten verfeinert und erlernt habe im Laufe meines Lebens, und in der anderen Hinsicht ist es auch falsch, weil es verkennt, dass jeder Mensch mit Talenten geboren wird, die einfach da sind. Und die dann als Talent anerkannt werden – so die Forschung – wenn sie leicht ausführbar, beständig da und immer wiederholbar sind. Das ist ein Talent.

AK: Die Kreativität würde bei Ihnen dazu zählen, weil Sie Kreativität besitzen…?

TH: Jeder Mensch besitzt Kreativität, jeder Mensch besitzt schöpferische Kraft, jeder Mensch besitzt die Fähigkeit, in bestimmten Feldern Möglichkeiten zu sehen und sich potenziell in diesen Feldern auszudrücken.

AK: Was passiert dann genau, wenn Sie den Basketball in den Korb treffen? Übertragenerweise besprochen: Was passiert dann genau, wenn Sie einem Menschen helfen, seine Kreativität zu entdecken, wenn er doch die Kreativität doch schon besitzt?

TH: Er besitzt die Kreativität in sich als Samen. Und als Kind ist es so, dass er sie lebt, weil er nichts anderes kennt. Es ist die ureigene Ausdrucksform von Kindern. Dann kommt etwas dazwischen,was man Erziehung nennt, und die dann dafür sorgt, das die Kreativität aberzogen wird, das kritisch-logische und das rationale zählbare Denken nimmmt immer mehr Überhand. Der Mensch vergisst dann wie in einem Traum, dass er diese Kreativität hatte. Auf die Frage zu antworten, Wenn es mir gelingt, eine Verbindung zu dem Menschen herzustellen, damit er wieder mit seiner Kreativität in Kontakt, in Berührung kommt, dann ist für mich der Auftrag erfüllt, dann habe ich ihm die Botschaft übermittelt, die er wissen brauchte: Ihn daran zu erinnern, wer er wirklich ist und dass er dieses unendliche Potenzial in sich trägt, und dass es Mut erfordert, sich mit diesem immensen Potenzial zu verbinden, Vertrauen, d.h. ich muss über meine Angst springen, über meine Kontrolle, mein Misstrauen verwandeln in Vertrauen, über all die Fehler und all die negativen Dinge gehen, die ich gehört habe, und etwas Unbekanntes wagen, ich muss ein Risiko eingehen. Ein Risiko ist auch immer die Möglichkeit zu scheitern, aber dann mach sich es nochmals neu. So wie Edison, der sich zigtausend Mal an der Glühbirne versuchte. Die Ausdauer ist dann auch nochmals eine wichtige Eigenschaft, die dann diejenigen, die die Kreativität in sich tragen, zu großen kreativen Playern macht, wenn sie dran bleiben an ihrer Vision, wenn sie ein Zukunftsbild sehen, wenn sie ein Bild, das von innen heraufsteigt aus ihnen, wenn sie dem Raum geben, wenn sie das nicht verurteilen als Hirngespinst oder als eine Illusion verurteilen, sondern wenn sie dem Raum geben, das zu sehen und diesem Bild Ausdruck zu verleihen. Dann dieses Bild mit anderen teilen, dadurch wird es plastisch, lebendig und dadurch wird es geformt und dadurch nimmt es Gestalt an.

AK: Beschreiben Sie Kreativtät in fünf oder sieben Worten!

TH: Kreativät ist die Erkenntnis, Möglichkeiten zu sehen. Anders gesagt: Kreativität is to recognise possibilities and to put them into practice. That’s it.

AK: Wo werden Sie kreativ, wenn Sie nicht unterrichten?

TH: Ich koche und backe sehr gern und sehr gut, das ist sehr natürlich, das habe ich schon als Kind getan. Ich spiele Klavier oder singe und ich schreibe.

AK: Wann kommt Ihr nächstes Buch heraus?

TH: Dieses Jahr muss es noch herauskommen…

AK: …muss es…?

TH: Darf es!

AK: Kreativität braucht also Deadlines…?

TH: Ich plane es dieses Jahr herauszugeben, das Märchen über die Sieben Sterne zur Kreativität.

AK: Wir sind gespannt, wenn das neue Buch da ist, werden wir Sie wieder einladen zum Interview, hier in die Botschaft, die überall ist, da wo wir sind, und die Botschaft, die sich natürlich immer und überall verbreiten lässt, mit wem auch immer wir im Dialog sind.

Interview mit Alexander Klebe

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Alexander Klebe hat schon während seines Studiums seine Leidenschaft zur Fotografie genutzt, um in seine erste selbstständige Tätigkeit zu starten. Noch als Student nahm er am Gründungsförderungsprogramm der Universität teil und gründete kurz darauf zusammen mit einem befreundeten Designer und einem Kommilitonen eine kleine Werbeagentur. In dieser fand er als Fotograf, Kommunikationsberater und Netzwerker eine Vielzahl an Möglichkeiten, neben dem Studium etwas zu tun, was ihm nicht nur Spass machte, sondern auch das Studium finanzierte. Heute lebt und arbeitet er hauptsächlich in Berlin, ist aber der Viadrina und auch der Selbstständigkeit nach seinem Abschluss als Diplomkaufmann treu geblieben. Er bezeichnet sich als Entrepreneur und das mit ganzem Herzen. So hat er zusammen mit zwei weiteren Fotografinnen das brightside studio in Berlin gegründet und organisiert im Augenblick die Haniel Creative Summer School zum Thema „The Art of Creative Leadership“. Zusammen mit Thomas Herpich arbeitet er auch im Bereich der Kreativitätsentwicklung für junge Führungskräfte.

Thomas Herpich: Ich würde Dich bitten, eine Situation zu reflektieren, in der Du Dein volles Potenzial hast erleben können.

Alexander Klebe: Erleben lässt sich das, was Du das volle Potenzial nennst, am besten in einer Gruppe. Jazzmusiker z.B. sind es gewohnt auf den “Flow” des anderen zu reagieren, indem sie einfach einsteigen. Dazu braucht es natürlich die „Let´s do it“ Mentalität. Sie jammen zusammen, tauschen ihre Ideen im Dialog der Instrumente aus, sie schätzen die Spielart des anderen und kreieren gemeinsam ein Werk, an dem sich alle erfreuen können. Die Jazzmusik wurde in New Orleans geboren, dort wo verschiedene Kulturen im Austausch miteinander standen und so ihr volles Potenzial gemeinsam entwickeln konnten.

In den meisten kreativen Teams stellt sich ein Flow ein, in dem sich die Ideen gegenseitig beflügeln. Das Potenzial entsteht in der Kraft der Vorstellung, eine Gedankenkonstruktion zu der viele ihre Ideen beisteuern. Dann wird ein anfänglicher Geistesblitz zu einem kollektiven Sinnbild, welches viel einfacher realisiert werden kann, wenn alle aktiv an der Verwirklichung mitarbeiten.

Erleben konnte ich es sehr schön bei den Vorbereitungen zu meinem 30sten Geburtstag im Studio. Es war die angenehmste Vorbereitung einer Party, die ich je erlebt habe. 7 Freunde waren eingeladen im Studio ihre Ideen zum Thema Zauberwald zu verwirklichen. Die Ideen flossen zusammen, haben Raum und Werkzeuge bekommen und wurden gemeinsam umgesetzt. Am Ende ist ein Werk entstanden, das durch die Kreativität vieler geschaffen wurde: Origamiskulpturen, ein Lianendschungel aus alten Filmrollen, verrückte Lichteffekte, Live-Jams, bunt Kostümierte und Inspiration für einen neuen Song samt ersten Musikvideoaufnahmen.

TH: Interessant ist doch, das Du Menschen eingeladen hast, einen gemeinsamen Raum zu schaffen und so die Kreativität einen Raum bekommen hat und ein gemeinsames Ziel. Du hast Sie sozusagen mit einer kreativen Mission zusammen gebracht? 

AK: Das sind greifbare Träume. Jeder hat Träume. Ich frage Menschen gern, was ihre Träume sind, viele vergessen Ihre Wünsche oder Vorstellungen der Zukunft im Alltagsgeschehen. Ich mag es mit Menschen Zukunftsbilder zu entwickeln und diese in greifbare Nähe zu rücken.

Es ist wichtig für Menschen ihre Träume zu nutzen, als Motivation etwas zu tun, was sie sich vielleicht nur im Traum vorstellen können. Es geht darum etwas mit dem anzufangen, was man in sich trägt, was man selbst schon immer gern machen wollte. Wenn man lernt über seine Träume zu sprechen, wird man erstaunt sein, wie viele Menschen ähnliche Träume haben, die sich vielleicht etwas weiter weg von unserer Alltagskultur befinden. Denn schließlich leben wir nur einmal und die Träume, die uns die Werbung schmackhaft machen will, machen nicht all zu lang glücklich – unsere eigenen verwirklichten Träume schon.

TH: Was ist die tiefere Bedeutung von Träumen?

AK: Träume zeigen uns ein mögliches Zukunftsbild. Wenn wir träumen verlieren wir die Schranken, die wir uns selbst setzen. Wir überlegen uns ganz ohne Zwänge: „Was ist es, was ich tun möchte?“ Beim Träumen können wir auch die Kritiker ausschalten, die uns sagen: „Da hast du nicht die Zeit, das Geld, das Know How, …“. Träume sind etwas Großes, sie sind das Samenkorn erfolgreicher Ideen. Erfolg ist für viele Menschen, die ich kenne, die Fähigkeit ihre Träume in die Realität umzusetzen.

TH: Das bedeutet also ein Traum gibt uns zu erkennen, dass wir so viele Möglichkeiten haben, dass wir nicht die Stimme der Kritik benutzen müssen, die uns wieder einholt?

AK: Die Stimme der Kritik schwebt bei vielen wie ein „Overhead“ über allen anderen Stimmen und wirkt wie jemand der sagt: „Hey, das ist falsch“ und der romantische Träumer lässt sich leicht davon blockieren. Aber diese übergeordnete Position sollte Kritik nicht bekommen. Kritik ist ein Ratgeber, genau wie die Ideal- und Wertvorstellungen eines Menschen.

Auch in der Zusammenarbeit mit anderen kann man Kritiker zu Ratgebern machen und mit Ihnen einen besseren Plan ausarbeiten, aber sollte sich nicht durch sie beirren lassen, etwas wegen der Kritik anderer nicht zu tun. Sondern mit Ihnen auf Augenhöhe kommunizieren und sagen: „Ja, das ist ein guter Einwand, das könnte man bestimmt besser lösen – Was schlägst Du vor?“. Es gibt immer eine bessere Lösung und irgendwann hat der Kritiker keine Argumente mehr.

TH: Das heisst, man muss die Kritik umwandeln? 

AK: Man muss ihr den richtigen Raum geben, man darf sie nicht zu einer „Tu das nicht“ Stimme werden lassen, sondern zu einer Stimme, die dich weiterbringen möchte aber dich daran erinnern möchte, dass du eben auch begrenzte Ressourcen hast.

TH: Du hast vorhin eine Situation erwähnt, in der Du in einer Gruppe von kreativen Leuten gearbeitet hast, die Dein volles Potenzial aus Dir herausgebracht hätten. Du hast erkannt, man lebt oft nur ein Viertel davon. Was bedeutet also dieses Potenzial, diese Möglichkeiten, diese Macht? 

AK: Es bedeutet einen Weg zu finden, um das Schönste hervorzubringen. Diesen Weg kann man nicht durch Kontrolle erreichen, sondern durch Schaffenskraft, die aus einem selbst kommt.

TH: Kontrolle wäre ja auch eine gewisse Kraft, die aus einem selbst kommt, nur der Ort in dem die Kontrolle produziert wird, ist ein anderer, als wenn man aus Vertrauen arbeitet. Kontrolle kommt ja eher aus der Angst heraus, etwas falsch zu machen oder etwas zu verlieren, deswegen kontrolliert man, um es richtig zu machen. 

AK: Weil man nicht das Vertrauen hat, dass die Anderen es richtig machen könnten, oder es vielleicht sogar besser machen könnten, als man selbst. Aber wenn man das Vertrauen gestärkt bekommt und man positiv überrascht wird, dann wächst auch das Vertrauen. Eigentlich wollen die Menschen gut sein und wollen vertrauen. Nicht selten haben sie es nie anders gelernt oder auch schlechte Erfahrungen gemacht und noch nicht das Vertrauen in sich gefunden und können so auch noch nicht den anderen vertrauen. Auch weil sie in manchen Abhängigkeitsverhältnissen gefangen sind, die ihnen keinen Wachstum erlauben. Ich habe letztens zu einer Freundin gesagt: „Du darfst die Verantwortung für deine Bildung nicht deinem Chef überlassen, weil dein Chef ist vielleicht gar nicht daran interessiert, dich weiter zu entwickeln.”

TH: Gibt es etwas besonderes für Dich, was Du mit den Menschen teilen willst. Hast Du mal eine falsche Entscheidung getroffen oder einen Fehler gemacht oder eine Niederlage erlitten? Was hat es Dir gebracht? 

AK: Haben uns nicht alle Fehler dahin gebracht, wo wir im Augenblick sind?

TH: Eine sehr rhetorische Antwort. Erinnerst Du Dich an einen spezifischen Moment?

AK: Wenn man keine Fehler machen möchte, bedeutet es auch, dass man nicht das Risiko eingehen möchte Fehler zu machen. Manchmal um Neues zu entdecken, muss ich auch ein kleines Risiko eingehen.

TH: Kannst Du Dich an solch ein Risiko erinnern? 

AK: Ein Risiko war natürlich damals das brightside studio zu gründen. Ich habe viel Geld und noch mehr Zeit investiert und habe gemerkt, dass es einen großen Teil meiner Schaffenskraft in eine bestimmte Richtung bindet. Natürlich hat sich später auch mal die Frage gestellt, wie sinnvoll diese Investition war. Damals wollte ich fotografieren, heute nutze ich das Studio vielmehr für Workshops und Meetings. Jedoch war die Fotografie immer ein toller Türöffner für mich. Denn auf einmal sitze ich im Büro von Klaus Wowereit, oder im Adlon mit dem Berliner BMW Chef oder neben „verrückten“ Musikern aus London, die ich durch die Fotografie und Freunde kennengelernt habe, die mich in meinem Denken inspirieren und in meinen Träumen unterstützen.

Die Fotografie hat es mir ermöglicht, sehr individuell auf Menschen einzugehen und auch die Menschen auf einer tieferen Ebene kennen zu lernen. Sie haben ihren Schutzschild runter gefahren, weil ich sie sehen wollte. Weil ich den Menschen sehen wollte und nicht das Abbild, dass sie nach außen hin den anderen flüchtigen Bekannten geben. Menschen nutzen oft ihren Schutzschild, weil sie teilweise auch Angst haben, nicht als sie selbst akzeptiert zu werden. Als Fotograf habe ich gelernt, wie wichtig es ist, Menschen zu akzeptieren und wie sehr sie aufblühen und aus sich heraus kommen, wenn man sie für das respektiert, was sie sind. Das ist bei vielen Menschen das Gleiche, vom Manager, über studentische Unternehmensgründer bis hin zu Kindern. Und von Kindern kann man am meisten lernen.

TH: Was hast Du von Kindern gelernt?

AK: Neugier, Lebensfreude, offener Dialog. Kinder sagen sich, was sie denken, auch wenn es nicht immer angenehm ist. Kinder erziehen sich auch in der Gruppe, da passieren ganz tolle Dialoge. Aber auch im Umgang mit Erwachsenen lernen die Kinder. Wenn sie das, was sie haben wollen durch „rumgezeter“ vor dem Supermarktregal bekommen, dann merken sie sich das. Denn Kinder nutzen ja auch nur die Möglichkeiten, die sie erlernt haben und mit denen sie erfolgreich waren. Später müssen die Kinder eben lernen, dass wenn sie etwas haben wollen, das sie im Augenblick nicht haben, dann müssen sie sich den Weg mit dem geringsten Aufwand überlegen, der sie dorthin bringt und da brauchen sie ihre kindliche Kreativität.